Was vergangenes Jahr als Treffen unter Kollegen auf einer europaweiten „Embracing Diversity“-Fortbildung begann, hat sich nun zu einem intensiven Besuch in Bamberg entwickelt: Sechs Sozialpädagoginnen aus dem hohen Norden Finnlands besuchten iSo im Rahmen einer vom Jugendhilfe- und Bildungsträger „Nouseva Rannikkoseutu“ (Norsu) organisierten Studienreise.

Vom 19. bis 21. Februar 2019 spitzten sie iSo über die Schulter: „Unsere finnischen Kolleginnen wollten Einblicke in unsere Arbeit und Organisation gewinnen und sich neue Ideen holen“, erklärt Mitinitiator des Treffens, Jan Ammensdörfer (iSo e. V.).

In drei Themeneinheiten lernten die sechs Sozialpädagoginnen sowohl die gemeindliche und die städtische Sozialarbeit sowie iSo als Gesamtorganisation kennen. In diesem Bericht haben wir die Highlights dieser drei Tage festgehalten.

Vielen Dank an unsere finnischen Kolleginnen für die Wertschätzung und Ehre des Besuchs.

Tag 1: Landkreistour durch drei JAM-Gemeinden

Unterwegs in Strullendorf

Tag 1 wurde voll und ganz der Arbeit von iSo in den Landkreisgemeinden gewidmet. Strullendorfs Bürgermeister, Wolfgang Desel, empfing die Delegation im neuen Rathaus der Gemeinde. Klarer O-Ton seiner Willkommensworte war die Relevanz von guter Jugendarbeit in Landkreisgemeinden: „Wir sind sehr stolz darauf Partner wie iSo zu haben. So können wir gut mit den verschiedenen Generationen arbeiten“. Die Wirksamkeit dieser Kooperation wurde anschließend beim Besuch des neu hergerichteten Jugendzentrums sichtbar.

Ein paar kurze Details zum JuZ: In einem mehrwöchigen Projektzeitraum bauten ortsansässige Jugendliche den ehemaligen Warteraum im alten Bahnhofsgebäude zum neuen Jugendtreff um. Gemeinsam wurde die Renovierung geplant und tatkräftig umgesetzt — es wurde abgeschliffen, lackiert, gebaut und sogar Graffitis entworfen und gesprayt. Das am Endresultat sichtbare jugendliche Engagement brachte auch unsere Besuchertruppe sogleich in Aktionsdrang — Freundschafts-Match am JuZ-Kicker.

Vom Match im Jugendhaus zum Snack im Mehrgenerationenhaus: Bei Kaffee und „Bamberger Hörnla“ (eine Kostprobe der fränkischen Genusskultur durfte nicht fehlen) wurden die Generationen– und Quartiersarbeit iSo‘s vorgestellt und das Konzept JAM — JugendArbeitsModell erklärt. Strullendorf ist seit Einführung dieses erfolgreichen Kooperationsprojektes (2002) enger Partner von iSo. Die langjährige Zusammenarbeit brachte schon einige Erfolge, so zum Beispiel auch einen mit Jugendlichen gestalteten Skatepark, der Skater aus dem ganzen Landkreis regelmäßig in die Gemeinde lockt.

Unterwegs in Schlüsselfeld und Aschbach

Vom Skatepark ging’s weiter ins 36-Kilometer entfernte Schlüsselfeld — von der Bamberg-nahen zur fernen JAM-Gemeinde. Gemeinsam mit Bürgermeister Krapp wurden Einblicke in die Arbeit vor Ort gegeben.

JAM ist ein bedarfsorientiertes Arbeitsmodell, welches sich aus Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und Jugendpflege zusammensetzt. Entsprechend der kommunalen Situation werden die Arbeitsinhalte in intensiver Zusammenarbeit zwischen iSo und Kommune festgelegt. Der Erfolg dieses Systems zeigt sich nicht nur in Strullendorf, sondern auch in der langjährigen Zusammenarbeit mit der Stadt Schlüsselfeld. Neben Jugendhaus und Skateanlage entstehen hier immer wieder spannende und innovative Formate: So wurde z. B. ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Gemeinde, JAM und Johannitern ins Leben gerufen — ein Smartphone-Workshop von Jugendlichen für Senioren.

Ein paar Kilometer weiter, in Aschbach, wurde die reaktive und bedarfsorientierte Arbeit von JAM im Auftrag der Kommunen nochmals verdeutlicht. Seit einem Jahr steht hier ein Jugendhaus, das der jungen Aschbacher Generation den nötigen Freiraum für Jugendkultur und Freizeitaktivitäten bietet. Das ehemalige Sparkassengebäude wurde mit viel Hingabe und gestalterischer Kreativität umfunktioniert.

Tag 2: Mit ja:ba durch Bamberg

Tag zwei war gefüllt mit Eindrücken aus der städtischen Sozialarbeit — die offene Jugendarbeit Bamberg (ja:ba) ließ hinter die Kulissen blicken.

Nach einem kleinen Morgenempfang bei zweitem Bürgermeister Dr. Christian Lange im Bamberger Rathaus, öffnete das Jugendzentrum am Margaretendamm seine Pforten für die Reisegruppe. Mit einem facettenreichen Angebot auf 2.000 qm Fläche (z. B. Bandproberaum, Kreativwerkstatt, Medienwerkstatt) ist das JuZ die größte ja:ba-Einrichtung. Die vielen Möglichkeiten brachte so manches finnisches Sozialpädagoginnen-Herz zum flimmern.

Nicht weniger Begeisterung lösten die Besuche der ja:ba-Einrichtungen in den drei weiteren Sozialräumen Bambergs aus. Von inklusiven Projekten im Jugendtreff Ost ging‘s zum integrativen Fair-Play Konzept von BasKIDball im Stadtteil Gereuth/Hochgericht. Die Begeisterungsfähigkeit unserer Besucherinnen äußerte sich wieder einmal mit großer Aktionsbereitschaft. Sportklamotten an und ab auf den Court zum Körbe „shooten“ — Freundschafts-Match zwischen BasKIDball Bamberg und Finnland (im Sinne des Fair-Play halfen die BasKIDs teamtechnisch auf finnischer Seite aus).

Bei der Besichtigung der neuen Skateanlage unter der Heinrichsbrücke kam die Aufwärmung mit den BasKIDs in der „offenen Turnhalle“ gerade recht. Die Kolleginnen durften die Möglichkeiten des neuen Skateparadieses aus Beton selbst testen. Dazu gab‘s vorher noch einen kleinen Crash-Kurs auf dem Brett von den Bamberger Skatefreunden. Dass sich deren Mühen im Rahmen der Initiative „Make Bamberg Skate Again“ (unterstützt durch street:work Bamberg) gelohnt haben ist in Anbetracht der bereits intensiven Nutzung der Anlage deutlich erkennbar.

Zurück in der BasKIDhall, in der Kornstraße 20, wurde die Arbeit von street:work Bamberg noch einmal in ihrem ganzen Ausmaß verdeutlicht. Es entstanden tolle Diskussionen und ein interessanter Austausch über die Herausforderungen der Jugendsozialarbeit in Deutschland und Finnland. Den Abschluss des Tages bildete das Konzept BasKIDhall. Wie entstand das Leuchtturmprojekt? Welche Partner tragen täglich zum Erfolg bei? Was wird alles in der „Halle für Alle“ geboten? Und wie gestaltet sich ein typischer BasKIDhall-Tag? Diese und viele weitere Fragen wurden geklärt, bis die Köpfe rauchten und die Augen schwer wurden.

Tag 3: Im Herzen der Organisation

In alter/neuer Frische wurde am nächsten Morgen das deutschlandweite Projekt BasKIDball noch einmal im Detail vorgestellt und ein Gesamtüberblick zu iSo geboten. Dieser Perspektivenwechsel von den Einzelprojekten zur Gesamtorganisation entfachte zum Abschluss des Tages einen sozial-politischen Austausch, der Früchte trug.

iSo und „Norsu“ wollen zukünftig die Zusammenarbeit intensivieren, um die gemeinsamen Interessen voranzutreiben und die internationalen Beziehungen zu stärken. Wir freuen uns sehr über diesen Zuwachs in unserem Netzwerk!

Auf unserer Facebookseite haben wir die vielen Impressionen festgehalten!