Lange Nacht der Demokratie

Eine Nacht voller Diskussion, Inspiration und Toleranz. Das war die 'Lange Nacht der Demokratie' im Landkreis Bamberg.

Schon 2020 hätte sie stattfinden sollen – die Lange Nacht der Demokratie, die vom Wertebündnis Bayern ins Leben gerufen und in über 30 Kommunen in Bayern hätte durchgeführt werden sollen.
30 Jahre Deutsche Einheit war das große Schlagwort der Langen Nacht.

Wie so vieles konnte auch dieses Großereignis nicht stattfinden. Man entschied sich die Veranstaltung ein Jahr später nachzuholen.

Am 02. Oktober 2021 war es dann soweit – auch im Landkreis Bamberg wurde die Demokratie gefeiert.

Die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Bamberg lud zu einem vielfältigen Programm ins Bürgerhaus in Baunach ein, wo sich die Teilnehmer:innen auf unterschiedliche Weise mit der Frage beschäftigte ‚Was hält unsere Gesellschaft zusammen?‘

WORKSHOPANGEBOTE IM GANZEN LANDKREIS

Um Menschen im ganzen Landkreis zu erreichen, gab es zwischen 16 und 19 Uhr Workshop-Angebote im Landkreis verteilt.

In der Stadtbücherei St. Kilian in Hallstadt konnte man die Artothek besichtigen und in Zusammenarbeit mit der Hallstadter Künstlerin Waltraud Scheidel ein gemeinsames Kunstwerk erschaffen.
In Oberhaid führte die Gemeinde zusammen mit dem Kommunalen Jugendpfleger Oliver Schulz-Mayr und dem Kreisjugendring eine Jugendversammlung durch und in Bamberg im kosmos ost auf dem Lagarde Gelände organisierte machbar Bamberg e.V. eine Lichtinstallation sowie eine Lesung zum Thema ‚Demokratie‘ durch das Feministische Bündnis 8. März Bamberg.

RESPKET – THEATER IM KLASSENZIMMER MIT CHAPEAU CLAQUE

Zeitgleich gab das Kindertheater Chapeau Claque e.V. ihr Theaterstück RESPEKT im Bürgerhaus Baunach zum Besten.
Das Theaterstück zeigte verschiedene Szenen, in denen junge Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft, ihrer sexuellen Identität oder ihrer Religion ausgegrenzt werden.

Gemeinsam mit dem Jugendparlament in Baunach erarbeitete das pädagogische Team von Chapeau Claque e.V. Ursachen für ausgrenzendes Verhalten und entwickelte Handlungsalternativen.

Das Stück inkl. der Diskussion war zusätzlich über einen Online Stream abrufbar.

LESUNG VON ALI CAN

Um 19 Uhr durften wir dann Ali Can auf der Bühne begrüßen.
Der Sozialaktivist und Autor ist insbesondere als Initiator der „Hotline für besorgte Bürger“ sowie für den Hashtag #MeTwo bekannt. Anfang 2019 eröffnete in Essen das von ihm gegründete „VielRespektZentrum“ – ein Haus, in dem Respekt und Wertschätzung großgeschrieben werden. Für sein Engagement wurde Ali Can mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Jugenddemokratiepreis 2016 der Bundeszentrale für politische Bildung. 2020 erschien sein Buch ‚Mehr als eine Heimat. Wie ich Deutschsein neu definiere.‘, indem er darüber schreibt, wie es um den Umgang mit biografischer Vielfalt in Deutschland steht.

Im Bürgerhaus las er drei Passagen aus seinem Buch, die er dann mit drei weiteren Podiumsgästen diskutierte:

  • Mirjam Elsel – Pfarrerin, Koordinatorin für Flüchtlingsbegleitung, Leiterin der Evangelischen Erwachsennebildung in Bamberg
  • Leon Oberst – ehemaliger Schülersprecher des Dientzenhofer Gymnasiums und Lehramtsstudent
  • Mitra Sharifi – Co-Vorsitzende des Bamberger Migrant:Innen-Beirats und Vorsitzende von AGABY

Can beschrieb seine Erfahrungen mit Alltasrassismus in Deutschland, seine Versuche mit Pegida-Demonstranten ins Gespräch zu kommen und diskutierte mit dem Podium spannende Fragen:

  • Ist die Frage ‚Wo kommst du her?‘ eigentlich rassistisch?
  • Warum werden an Menschen mit Migrationshintergrund andere Maßstäbe angelegt als an Menschen ohne?
  • Ist der Begriff ‚Integration‘ noch zeitgemäß? Warum haben Menschen, die nach Deutschland kommen, aus ihrem Heimatland flüchten müssen, erst eine Daseinsberechtigung, wenn sie etwas leisten?
  • Und bringt es überhaupt etwas mit Rechten zu reden?

Ali Can setzt auf den Dialog – und auf Bildung. Dabei geht es nicht darum, Parteifunktionär:innen umzupolen. Daran wird man scheitern. Es geht darum, den rassistischen Onkel beim nächsten Besuch vielleicht mal nebenbei zu fragen, warum er denn was gegen Ausländer hat. Man braucht Geduld. Und ein offenes Ohr.

In der Schule kann viel für Pluralismus und Toleranz getan werden. Mehr Sozialkundeunterricht, unabhängige Beratungskräfte, mehr Ethikunterricht.

Integration ist keine Einbahnstraße, dessen war sich das Podium einig.

MUSIKALISCHER AUSKLANG MIT SLEEPING ANN

Nach der Diskussion sorgte die Band Sleeping Ann für den musikalischen Ausklang einer Langen Nacht der Demokratie.

Das Theaterstück RESPEKT sowie die Podiumsdiskussion sind zeitnah auf www.demokratie-leben-ist.de abrufbar.